Brief:
-Optimale Lösung für mein Kind?
-Ein bisschen legasthen?
-Gezielte Förderung statt Klassenwiederholung
-Klinische Untersuchungen nötig?
-Ist der Legasthenietest zuverlässig?
Optimale Lösung für mein Kind?
Da mein Sohn seit etwa einem halben Jahr erhebliche Rechtschreibprobleme
hat, sonst aber ein aufgewecktes Kind ist, habe ich mich sehr intensiv
mit dem Thema Legasthenie auseinandergesetzt. Nach reichlich Information
habe ich mich dann entschlossen, einen entsprechenden Test bei einem niedergelassenen
Kinderpsychiater machen zu lassen.
Bei einem Vorgespräch vor ein paar Tagen hat aber dann weder die
Praxis noch der Psychiater einen guten Eindruck bei mir hinterlassen.
Mir gefiel die ganze Art und Weise nicht, in der er das Kind befragte.
Man hat da keine Liebe zu Kindern gespürt. Unser Junge hat auch noch
nie derart eingeschüchtert Antworten gegeben wie in dieser Situation.
Die einfachsten Dinge fielen ihm nicht ein. Er sagte anschließend,
dass ihm der Mann ganz und gar unsympathisch gewesen sei und er hoffe,
dass der doch nicht die Tests mache. Mir war er ehrlich gesagt auch nicht
sehr sympathisch, wie er sich da zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch
verschanzte und die ganze Zeit im Beisein des Kindes mit mir über
die "negativen Eigenschaften" des Kindes sprach. Wie muss sich
denn da ein Kind fühlen!
Dazu kommt, dass die ganze Untersuchung an sieben Terminen stattfinden
soll, sechs davon an Vormittagen, so dass ich jedes Mal das Kind zwei
Stunden früher aus dem Unterricht nehmen müsste. Ich werde dort
die Untersuchungen nicht durchführen lassen, weil das Kind da sicher
kein objektives Bild von sich liefert. Ist so etwas denn normal? Es kann
mir doch keiner erklären, dass sich ein Kind nach drei Stunden Unterricht
und einer Fahrt unter Zeitdruck besser konzentrieren kann, als wenn er
sich zwischendurch ausruht und dann in Ruhe mit mir zum Arzt geht. Und
wie fühlt er sich denn, wenn er über Wochen einmal die Woche
früher aus der Schule geholt wird? Müssen das wirklich so viele
Termine sein? Es geht bei uns ja auch ins Geld, wenn ich jedesmal 25 Doppelkilometer
fahren muss. Wie finde ich denn jetzt eine bessere Lösung?
Übrigens hat das Kind jetzt eine Brille bekommen, weil er eine noch
bestehende Weitsichtigkeit von 1,75 Dioptrien hat und immer wieder über
Kopfschmerzenklagte. Könnte das Problem darauf basiert haben? Seit
er diese Brille vor ein paar Tagen bekommen hat, liest er viel flüssiger
und auch viel lieber. Sollte ich vielleicht noch etwas warten mit weiteren
Tests? Ich hätte halt gerne Gewissheit gehabt, weil man im frühen
Stadium sicher noch vieles besser beeinflussen könnte.
Es ist für jeden Menschen und besonders für Kinder mit Problembereichen
wichtig, eine positive Umgebung zu finden. Sie schreiben lediglich von
Rechtschreibproblemen, jedoch nichts von erheblichen und die Betonung
liegt auf erheblichen Schwierigkeiten im psychischen Bereich des Kindes.
Leider ist mir auch nicht bekannt, wie alt ihr Sohn ist. All diese Informationen
sind aber wichtig, um Ihnen einen möglichst wirksamen Rat zu geben,
dennoch werde ich es versuchen. So sind alleine Rechtschreibprobleme entweder
auf eine tatsächliche Legasthenie, die genbedingt ist, oder auf eine
Lese- Rechtschreibschwäche, die erworben ist, durch verschiedene
Begebenheiten im Leben des Kindes, dazu könnte auch die von Ihnen
erwähnte körperliche Sehschwäche zählen, zurückzuführen.
Zumeist sind natürlich Rechtschreibprobleme, wenn sie länger
andauern, von einer gewissen Frustration des Kindes begleitet. Was noch
lange nicht bedeutet, dass das Kind tatsächlich schon ein Fall für
den Psychiater ist.
So sollte vorerst ein Pädagoge mit Spezialwissen zu diesem Thema
von Ihnen zu Rate gezogen werden. Es gibt in Deutschland schon sehr viele
Spezialisten, wahrscheinlich auch in Ihrer Nähe. Sie können
sich über das Internet unter www.legasthenietrainer.de oder telefonisch
unter 0043 463 55660 informieren. Gerne helfen wir Ihnen auch weiter,
indem wir Ihnen Zeitungen zusenden, ein Anruf genügt. Spezialisten
können mit einem pädagogischen Testverfahren zur Feststellung
einer eventuell vorliegenden Legasthenie in ca. 2 Stunden ein Ergebnis
erzielen, welches auch die individuelle einmalige Legasthenie des Kindes
zeigt, denn jede Leg. ist anders ausgeprägt. Dadurch lassen sich
auch die Förderungen so genau abstimmen, damit die Erfolge gewährleistet
sind. Beobachten Sie Ihr Kind aber vorerst in den nächsten Wochen
sehr genau. Sollten die Besserungen anhalten, so hat die Rechtschreibproblematik
nur an seiner Fehlsichtigkeit gelegen. Kommt es aber wieder zu Problemen,
so scheuen Sie nicht davor zurück, weitere Initiativen zu ergreifen.
Je schneller man hilft, desto schneller treten Verbesserungen ein. Und
übrigens sind legasthene Kinder weder schwach noch gestört oder
gar krank oder behindert, sie haben lediglich einen anderen Zugang zu
den Kulturtechniken als nichtlegasthene Menschen. Doch auch sie lernen
es, sie brauchen nur spezielle Hilfe und mehr Zeit!
Austrian Legasthenie News Ausgabe 21/2002
Ein bisschen legasthen?
Zwischenzeitlich hat meine Tochter einen Test bei einer Kinderpsychologin
durchlaufen, die bei ihr Schwierigkeiten in der Visomotorik und mit der
Raumlage feststellte. Beim Rechtschreibtest waren gerade die Wahrnehmungsfehler
besonders auffallend, beim Lesetest schnitt sie sehr schlecht ab. Da sie
im Rechtschreibtest aber nicht so viele Regelfehler machte, liegt sie
nun über der Punktezahl, bei der ihr eine Legasthenie bescheinigt
werden dürfte, obwohl die Kinderpsychologin bei vielen Dingen, die
ich ihr von meiner Tochter erzählte, äußerte, das deutet
auf Legasthenie hin. Nun kann sie mir nur eine vorübergehende Lese-Rechtschreib-Störung
bescheinigen, die für die Schule natürlich keine großen
Auswirkungen hat. Empfohlen hat sie mir 3 Hefte von Othmar Kowarik, mit
denen ich mit meiner Tochter üben soll. Von der Schule kam bisher
überhaupt keine Förderung. Meine Tochter beendete nun die 3.
Klasse. Wäre es sinnvoll einen Legasthenietrainer aufzusuchen und
meine Tochter nochmals testen zu lassen, um eine gezielte Förderung
einzuleiten? Ich stehe ziemlich ratlos da, wie ich ihr wirklich weiterhelfen
kann. Für eine Antwort von Ihnen wäre ich sehr dankbar.
Es wird Sie nicht trösten, aber von solchen Schildbürgerstreichen
höre ich leider zu oft. Leider bedeutet dies, ein Austragen von Uneinigkeiten
auf den Rücken der betroffenen Kinder und dies sollte wirklich nicht
sein. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Legasthenie und
LRS. Legasthenie ist genbedingt und somit im Kind vorhanden, Merkmale:
zeitweise Unaufmerksamkeit beim Schreiben und/oder Lesen, differenzierte
Sinneswahrnehmungen, die Ihrem Kind bescheinigt worden sind, und Wahrnehmungs-fehler.
LRS Kinder hingegen machen trotz guter Aufmerksamkeit Rechtschreibfehler
und haben keine Sinnes-wahrnehmungsprobleme. So sehe ich laut Ihren Erklärungen
bei Ihrer Tochter wohl eine eindeutige Legasthenie. Bitte helfen Sie jetzt
und nicht, wenn es zu spät ist! Es ist gerade bei Ihnen ein Jammer,
dass die Legasthenie nicht bescheinigt wurde, da es in Deutschland doch
auch in der Schule gesetzliche Regelungen gibt. In Österreich wird
dies von Lehrperson zu Lehrperson anders gehandelt und dies ist ein noch
schlimmerer Zustand für die Kinder, weil alles nur dem Zufall überlassen
ist. Eine gezielte Förderung bringt zwar nicht sofort Erfolge, man
muss Geduld und Ausdauer haben, doch stellen sie sich ein, dies habe ich
immer wieder in den letzten Jahrzehnten gesehen. Wichtig ist nur, dass
die richtige Voraussetzung, die positive Einstellung dem Problem gegenüber,
vom Umfeld des Kindes gegeben ist!
Austrian Legasthenie News Ausgabe 19/2001
Gezielte Förderung statt Klassenwiederholung
Ich trainiere seit 4 Wochen ein legasthenes Mädchen. Es besucht
die erste Klasse Volksschule. Nach dem AFS- Test, den ich auch der Lehrerin
schickte, begann ich mit dem Training. Das Kind hat sehr große Probleme
mit der Akustik und der Aufmerksamkeit. Die Eltern und auch ich bemerkten
schon eine leichte Verbesserung, auch die Lehrerin tat sehr verständnisvoll.
Sie hat aber kaum Verständnis für eine Leseschablone oder einer
Rechenkette, da man dies nach der Lehrein nicht wirklich braucht, man
hat ja 10 Finger. Nun war der erste Elternsprechtag vor den Semesterferien
und die Lehrerin verkündete, sie habe die Absicht das Kind dieses
Jahr noch mitzuziehen und dann die erste Klasse wiederholen zu lassen.
Das traf die Eltern natürlich sehr. Es ist mir auch unverständlich,
da das Kind nicht dumm ist. Für mich hat das Kind keinerlei Chancen
mehr, bei dieser Lehrerin zu punkten. Egal, welche Fortschritte sie macht.
Meine Fragen wäre nun:
Was kann ich den Eltern raten? Soll ich die Möglichkeit nutzen, mit
der Lehrerin zu sprechen? Ich möchte aber den Eltern und dem Kind
helfen. Vielleicht können Sie mir raten.
Ich bin immer wieder erstaunt, aber auch verärgert, wie unglaublich
überheblich doch manche Lehrer sind. Kein noch so erfahrener Pädagoge
darf sich anmaßen um diese Zeit, wenn noch nicht einmal die erste
Hälfte des Schuljahres vorbei ist, mit dem Gedanken zu spielen, dass
ein Kind diese Klasse wiederholen wird. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder
oftmals plötzlich, überhaupt bei einer gezielten Förderung,
wie es in
diesem Falle passiert, stark aufholen und den Anschluss finden. Bitte
machen Sie die Lehrerin mit den allgemeinen Tipps und Tricks aus der vorletzten
Zeitung vertraut und betonen Sie, wie wichtig das positive Umfeld ist,
dazu gehört natürlich auch die Lehrerin, damit ein Kind sich
entfalten kann! Seien Sie bitte aber auch nicht frustriert, wenn es nicht
fruchtet. Zu manchen Lehrern kann man trotz all der Argumente nicht vordringen,
leider. Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Erfolg und natürlich
auch Ihrem Trainingskind.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 18/2001
Klinische Untersuchungen nötig?
Mein Sohn soll sich in einer Kinderklinik einem Test unterziehen, da
der Verdacht nahe liegt, er könnte legasthen sein. Die Untersuchung
wird mehrere Tage dauern. Ich habe immer wieder gehört, dass Legasthenie
keine Krankheit ist. Warum sind dann so umfassende Untersuchungen notwendig?
Leider haben sie keine näheren Angaben darüber gemacht, welche
Symptomatik ihr Sohn zeigt und welche Verdachtsmomente sich ergeben haben,
dass man eine Legasthenie vermutet. Kinder werden meist auffällig,
weil sie das Schreiben, Lesen oder Rechnen nicht in der gleichen Art und
Weise erlernen, wie die Klassenkameraden. Natürlich bestehen unzählige
Möglichkeiten, warum dies so ist. Legasthenie ist nur eine davon.
Deshalb ist eine genaue Abklärung notwendig, um auch gezielt Fördermaßnahmen
treffen zu können. Dies kann und sollte als erstes im pädagogischen
Bereich passieren. Klinische Untersuchungen sind nur dann zu rechtfertigen,
wenn sich psychosomatische oder psychopathologische Erscheinungsformen
zeigen oder auch physische Defizite, wie etwa Hör- oder Sehprobleme,
sich also weitere Verdachtsmomente beim Kind ergeben.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 13/2000
Ist der Legasthenietest zuverlässig?
Es würde mich interessieren, ob der Legasthenietest, der in der
Volksschulen oftmals mit ganzen Klassen gemacht wird, tatsächlich
eine sichere Methode ist, legasthenische Kinder herauszufinden. Ich unterrichte
in einer 2. Klasse und hätte durch eine zusätzliche Stunde die
Möglichkeit einige Kinder zu fördern.
Der Test den Sie ansprechen ist ungefähr zwanzig Jahre alt und
überholt. Heute weiß man, dass eine Legasthenie durch Schriftproben
alleine nicht dignostiziert werden kann. Das Legastheniephänomen
ist leider viel komplexer und komplizierter. Soll ein legasthenes Kind
wirkungsvoll gefördert werden, so ist durch einen Fachmann festzustellen,
welche Teilleistungsbereiche die jeweilige Legasthenie eines Kindes verursachen.
Das Wort Legasthenie ist nur als Überberiff zu sehen, gemeint sind
damit Erscheinungsformen, die sich im Lese-, Schreib- und Rechenbereich
bemerkbar machen können. Probleme in allen drei Bereichen fußen
aber in den gleichen individuell verschiedenen Teilleistungsbereichen.
Weiß man also nicht genau welche Probleme die individuelle Legasthenie
eine Kindes ausmachen, so wird keine gezielte Förderung stattfinden
können. Auch ein Gruppenunterricht ist für legasthene Kinder
unbedingt abzulehnen, da diese Kinder eine individuell auf ihre Probleme
abgestimmte Förderung brauchen.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 3/1997
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