Brief:
-Gebt niemals auf!
-Hilfe auch für erwachsenen Legastheniker!
-Ich schäme mich, weil ich legasthen bin!
-Legasthene Menschen sind nicht dumm!
-Zu spät zum Helfen?
-Zu spät zum Helfen (2)?
Gebt niemals auf!
Gebt niemals auf! So steht es in der letzten Ausgabe der Legasthenie
News. Ich kann dem nur zustimmen. Ich für meinen Teil habe nie aufgegeben.
Mein Leben lang musste ich mich durch Schulen und Jobs durchkämpfen.
Mir wurde nie etwas geschenkt. Heute, mit 25 Jahren, habe ich das Gefühl,
nur noch auf Reserve zu laufen. Ich habe es bis zum Studium geschafft
und will dies auch zu Ende bringen. Eines ist mir in letzter Zeit klar
geworden, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffen werde.... Gibt es denn
überhaupt eine Hilfe für so einen "alten" Legastheniker
wie mich? Ich bin für alles offen.
Dieses Gefühl auf Reserve zu laufen, kennen viele legasthene Erwachsene
nur zu gut, denn der Kampf ist alltäglich und allgegenwärtig.
Es beginnt schon damit, dass so viele Menschen leider so gar nichts von
der Problematik verstehen oder einfach ignorant, manchmal auch sehr beleidigend
reagieren.
Da hilft wirklich nur die Devise "durchhalten", denn eines Tages
kommt der Moment, wo dies alles nicht mehr so wichtig ist. Solange man
sich aber noch wie Sie in Ausbildung befindet, ist dies leider nicht der
Fall. An österreichischen Universitäten gibt es leider bis heute
keinen Status für Legastheniker, so wie es in den USA der Fall ist.
Legastheniker haben dort hauptsächlich mündliche Prüfungen
zu machen. Natürlich gibt es auch noch für Erwachsene individuelle
Hilfestellungen, damit sich der durch die Legasthenie bedingte Zustand
verbessert. Ein starker Wille und das Bewusstsein muss vom Betroffenen
vorhanden sein, damit diese Hilfe auch nützt. Die Hilfe muss vor
allem im Bereich der Aufmerksamkeitsschulung beim Schreiben und Lesen,
natürlich auch im speziellen Training der Symptomatik beginnen.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 22/2002
Hilfe auch für erwachsenen Legastheniker!
Seit langem lese ich immer wieder mit großem Interesse die Austrian
Legasthenie News und habe auch Ihr Buch "Der legasthene Mensch"
gelesen und genossen. Ich selbst bin Lehrerin an einem Gymnasium für
Berufstätige in Innsbruck und bei dieser Arbeit bin ich schon vor
vielen Jahren auf diese Thematik gestoßen, da ich immer wieder mit
Studierenden zu tun hatte, bei denen ich das Gefühl hatte, dass Legasthenie
der Hintergrund ihrer Lern-, Schreib-, und Leseprobleme sein könnte.
Ich habe mich dann durch sehr viel Fachliteratur zu diesem Thema durchgearbeitet,
wobei diese Thematik für mich immer interessanter wurde und auch
meinen Unterricht in Deutsch in einigen Aspekten umgestellt, v.a. im Umgang
mit Rechtschreibproblemen. Was mir allerdings fehlt, ist eine spezifische
Hilfestellung für legasthene Erwachsene. Ich denke mir, sie haben
ja vermutlich die selben Teilleistungsprobleme wie Kinder, nur ist da
das Ganze schon viel mehr verkrustet und von psychischen Problemen überlagert,
bis hin zur völligen Verweigerung sich zu exponieren - was ich ja
gut verstehen kann. Nur ist es
sicher nicht möglich, die selben Übungen für sie herzunehmen
wie für Kinder, sie würden wohl denken, ihre D-Lehrerin will
sie frotzeln. Außerdem im Unterricht: wie soll das gehen? Dazu fehlt
dann aber auch das entsprechende Auffangnetz, wie es für betroffene
Kinder Gott sei Dank langsam entsteht, nicht zuletzt dank Ihres Wirkens!
Wohin könnte ich so eine(n) Erwachsene(n) schicken? Bis jetzt hab
ich jedenfalls nichts Befriedigendes gefunden. Vielleicht können
Sie mir wertvolle Tipps geben.
Recht herzlichen Dank für Ihren lieben Brief und für Ihr Interesse
an der schwierigen Thematik der Legasthenie. Auch Erwachsene stellt das
Legastheniephänomen oft noch vor große Probleme. Es gibt Trainer
in ganz Österreich, auch in Tirol, die natürlich auch Erwachsenen
helfen können. In der Zeitung finden Sie Namen und Telefonnummern.
Ein gezieltes individuelles Training, welches oft über einen langen
Zeitraum stattfinden muss, ist notwendig! Wobei hauptsächlich die
Aufmerksamkeit, wenn der Betroffene schreibt oder liest, gefördert
werden sollte. Natürlich ist auch ein spezielles Training an der
Rechtschreibung durchzuführen. Wobei besonders bei Erwachsenen zumeist
die Groß- und Kleinschreibung, die Wortdurchgliederung,
Dehnung und Schärfung betroffen sind und einer Förderung bedürfen.
Sinneswahrnehmungen des Erwachsenen zu trainieren, hat sich als nicht
zielführend erwiesen. Es sind aber zwei Grundvoraussetzungen vor
Beginn des Trainings zu ergründen. Erstens die völlige Bereitschaft
des Erwaschenen, eine derartige Strapaze auf sich zu nehmen und zweitens
das Bewusstsein, dass die Erfolge sich nur allmählich einstellen.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 19/2001
Ich schäme mich, weil ich legasthen
bin!
Ich war schon mehrmals vor Ihrem Büro, habe mich aber nie hineingetraut,
so möchte ich Ihnen jetzt schreiben und Sie um Rat bitten. Mich haben
meine Probleme im Schreiben und Lesen, die ich schon mein ganzes Leben
habe, eigentlich nie wirklich gestört. An meine Schulzeit erinnere
ich mich zwar nicht gerne, doch irgendwie hatte ich es geschafft, die
Schulpflicht zu erledigen und habe dann ein Handwerk erlernt. Mein Beruf
macht mir viele Spaß, da ich meine Talente, die ich habe voll ausleben
kann. Seit einiger Zeit bin ich nun mit einer Akademikerin befreundet.
Zuerst ist es mir gelungen, meine Unfähigkeit zu Schreiben und zu
Lesen vor ihr zu verbergen. Doch nun hat sie es bemerkt und ist darüber
sehr unglücklich. Sie findet es peinlich, wenn Erwachsene diese Fertigkeiten
nicht beherrschen. Jetzt drängt sie mich meine Schreib- und Lesefähigkeiten
zu verbessern. Ich möchte es für sie machen, was kann ich tun?
Die Verbesserung der Schreib- und Leseleistungen ist natürlich auch
noch im Erwachsenenalter bei legasthenen Menschen zu erreichen. Doch ist
die Voraussetzung dafür ein intensives Bewusstsein darüber,
dass diese Vorsätze, bis zur Verwirklichung unendlich viel Mühe,
Geduld und einen eisernen Willen erfordern. Darüber sollten Sie sich
auch im Klaren sein. Sollten Sie es nur der Freundin zuliebe tun, dann
nehmen Sie Abstand davon, den dem Erfolg wird sich nicht einstellen. Vielleicht
sollte sich aber Ihre Freundin ein wenig über das Phänomen der
Legasthenie schlau machen, damit sie das Vorurteil los wird, dass es "peinlich"
ist, wenn jemand nicht perfekt Schreiben und Lesen kann. Sie schreiben
doch, dass sie eine akademische Bildung hat, da sollte sie doch eigentlich
wissen, dass die Intelligenz eines Menschen keineswegs von den Kenntnissen
im Schreiben und Lesen abhängt. Ich glaube, wenn Sie mit der Legasthenie
leben können, sollte auch sie es Ihnen zuliebe tun. Sonst sehe ich
Probleme auf Sie zukommen, denn vor meinem Büro zu stehen und dann
wieder wegzugehen ist das erste Anzeichen dafür, dass Sie bereits
mit der Legasthenie hadern, sich ihrer schämen! Und dafür ist
schließlich nicht der geringste Grund vorhanden. Ich gebe die Hoffnung
nicht auf, dass der große Irrtum, "jemand der Schreiben und
Lesen kann, ist intelligent, jemand der es nicht oder schlecht kann ist
dumm", der im Denken unserer Gesellschaft leider noch immer so festsitzt,
trotz der intensiven Aufklärung, doch einmal nicht mehr da sein wird.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 18/2001
Legasthene Menschen sind nicht dumm!
Meine Frau leidet heute noch unter ihrer Legasthenie und hat auch deshalb
oft Depressionen. Verstärkt haben sich diese als es bei ihrer Arbeitsstelle
herauskam, dass sie eine ehemalige Sonderschülerin ist. Seitdem wird
sie von ihren Arbeitskollegen nicht mehr ernst genommen. Ich versuche
immer sie aufzuheitern, indem ich ihr vor Augen halte, was für tolle
Begabungen sie hat. Zu Beispiel beim Organisieren von Tätigkeiten
ist sie wirklich sehr gut. Sie glaubt aber, dass sie dumm ist und läßt
sich davon nicht abbringen. Nun meine Frage : Wie kann ich ihr helfen
?
Sie sollten dafür sorgen, dass eine emotional unbeteiligte Person
ihrer Frau das Legastheniephänomen erklärt. Sie wird dann ihre
eigene Persönlichkeit besser und leichter verstehen lernen. Leider
ist in Österreich auch die Öffentlichkeit über dieses Problem
viel zu wenig aufgeklärt und viele Personen werden völlig falsch
eingeschätzt. Der legasthene Mensch hat das Problem, durch die Fehler
die er macht von Leuten die es eben nicht besser wissen, völlig zu
unrecht, als Dummian abgetan zu werden.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 4/1997
Zu spät zum Helfen?
Mein Sohn ist schon 14 Jahre alt. Nun hat man mir gesagt, dass es bei
ihm bereits zu spät sei, etwas gegen seine Legasthenie zu tun. Es
ist zwar schon in der Volksschule davon gesprochen worden, dass mein Sohn
ein Legastheniker ist, doch Hilfe bekam ich von niemandem.
Selbstverständlich ist es auch bei einem Menschen von 14 Jahren
noch möglich, dass man ihm zu hilft, seine Legasthenie in den Griff
zu bekommen. Man muss das Training auf seine besonderen Bedürfnisse
abzielen.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 4/1997
Zu spät zum Helfen (2)?
Mein Sohn ist 15 Jahre alt und legasthen. Hat es noch Sinn mit
Ihm eine Therapie anzufangen ?
Für eine Legasthenietherapie ist es nie zu spät, jeder legasthene
Mensch bleibt sein Leben lang legasthen, es kann nur dabei geholfen werden,
dass die Legasthenie überwunden wird, damit das Lesen und Schreiben
besser bewältigt werden kann.
Austrian Legasthenie News Ausgabe 1/1997
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